

PROPSTEIKIRCHE ST. TRINITATIS
Das Fenster der 2015 geweihten neuen Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis erstreckt sich, dem Stadtraum zugewandt, auf der Nordseite des Gebäudes ebenerdig über dessen gesamte Breite von fast 22 Metern.
Außen von der weit vorkragenden Orgelempore überragt, entfaltet das von beiden Seiten undurchsichtige, transluzente Glas seine Wirkung nicht zuletzt durch die im Fensterkorpus verborgene Lichtquelle, deren gleichmäßige Abstrahlung die opake Glasfront nach innen und außen wie aus sich selbst heraus zum Leuchten bringt und so die ihr ›eingeschriebene‹ Botschaft erst deutlich hervortreten lässt. Diese »Botschaft« – im doppelten Sinne – ist der vollständige Text der Bibel nach katholischem Kanon.
In zwei übereinander gelagerten Ebenen für das Neue und das Alte Testament zieht sich die per Sandstrahlung ins Glas geschnittene Heilige Schrift auf vierzehn Einzelsegmenten über die gesamte Außenfassade. Je nach Lichtsituation – Auflicht oder Hinterleuchtung – ist der Schriftkörper der einen Ebene gegenüber der jeweils anderen stärker akzentuiert.
Auf der Innenseite des Fensters, zum Kirchenraum hin, finden sich dagegen nur fünf Zeilen eines einzigen, durchlaufenden Textes in übergroßen Lettern: die ersten fünf Verse des Johannesprologs. Während auf der Außenfassade die Typografie eine eigene körperliche Substanz entwickelt, erscheint hier die Schrift nur im Medium des Lichts. Bei Auflicht nahezu unsichtbar, tritt dieser für die katholische Kirche zentrale Text erst bei Hinterleuchtung beinahe unkörperlich aus dem opaken Grund des Glases hervor.
Lichtplaner Lumen3
Künstler Falk Haberkorn